Artemis

Während Artemis von den Griechen vor allem als Göttin der Jagd, des Waldes und des Mondes verehrt wurde, galt sie im weiteren Sinne auch als Schutzpatronin der Frauen und Kinder, der Straßen und ihrer WanderInnen, sie stellte ihren Schutz für alle Gewässer und  Schiffe bereit und wachte über den Handel sowie jeden Wandel – alles in allem ist Artemis eine vielbeschäftigte jungfräuliche Göttin, die durch ihre Verbundenheit zu Natur und den Tieren in den Reichen der Wildnis und der blühenden Auen ihre Heimat findet.

Die jungfräuliche Göttin Artemis gehörte zu den zwölf Göttern des Olymps. Diese sind  Zeus, Poseidon, Hera, Demeter, Apollon, Athene, Ares, Aphrodite, Hermes, Hephaistos, Hestia und Artemis. Zu ihren ständigen Begleitern zählen der Pfeil sowie der mit großer Treffsicherheit ausgestattete silberne Bogen; zu den weiteren Erkennungsmerkmalen zählen das Wermutkraut und die Zypresse.

Artemis und ihr Zwillingsbruder Apollon werden in den Überlieferungen des griechischen Dichters Hesiod als Kinder des Zeus und einer seiner Geliebten, der Titanin Leto, beschrieben. Zeus’ Frau Hera, getrieben von Eifersucht, jagte und verfluchte die schwangere Leto, so dass Leto keinen geeigneten Ort für die Geburt ihrer Kinder finden konnte. Erst als viele andere Götter und Göttinnen des Olymps an Letos Seite standen, konnte endlich die Geburt auf der von Poseidon geschaffenen Insel Delos stattfinden.

Artemis übernahm als Erstgeborene sofort nachdem sie geboren wurde die Aufgabe ihrer Mutter bei der Geburt ihres Bruders Apollon zur Seite zu stehen. Dies war der Wegbereiter dafür, von nun an Artemis als Schutzgöttin der Geburt anzurufen. Als Erstgeborene symbolisiert Artemis den weiblichen Mond, die männliche Kraft der Sonne wird dem zweitgeborenen Apollon zugeordnet.

Artemis gilt aus heutiger Sicht als Göttin der Freiheit und Selbstbestimmung. Artemis ist eine unabhängige Göttin, die sich ausschließlich an dem Ruf ihres Herzens orientiert. Als schon von Hesiod beschriebene umtriebige Göttin, trägt Artemis eine vorantreibende Energie und Klarheit in sich, die es  braucht um selbst klare und zielgerichtete Entscheidungen zu treffen. Dies mag mitunter auch die Notwendigkeit beinhalten, klare Grenzen und Abgrenzung auch zum Leidwesen anderer für sich zu definieren und einzufordern.

Wie alle Götter und Göttinnen des Olymps hat Artemis durchaus auch ihre Schattenseiten, die sie der Legende nach zu grausamen Racheakten bewegt haben sollen. So begegnete sie Hochmut und Spott mit unerbittlicher Härte und war auch bereit für ihre Rache andere zu töten. Im übertragenen Sinn würde das heute für uns bedeuten, den Schattenseiten in uns auf Augenhöhe zu begegnen, wenn wir auf Spott, Hohn, Abwertung oder Grenzüberschreitung  jeglicher Art treffen.

Der Hirsch und der Bär sind die heiligen Tiere der Artemis, auch mit dem Steinbock und dem Reh fühlt sie sich sehr verbunden. Als Göttin der Natur und der Gezeiten, wird sie mit Fruchtbarkeit und Wachstum in Verbindung gebracht. Jahreszeitlich ist Artemis dem Frühling zugeordnet, dem Wiederbeginn alles Lebens in der Natur. Und da – frei nach Hesse1 – jedem Anfang ein Zauber innewohnt, der uns beschützt und der uns hilft zu leben, ist Artemis auch die Göttin des Zaubers, die die Magie des Wandels und Werdens in sich trägt.

1) Stufen, Hermann Hesse aus dem Buch “Das Glasperlenspiel”